Photo Ellinger: Hans Moser als „Zettel“ in William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, Silbergelatine, ungelaufen, 1927, © Archiv der Salzburger Festspiele/Photo Ellinger

Photo Ellinger: Hans Moser als „Zettel“ in William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, Silbergelatine, ungelaufen, 1927, © Archiv der Salzburger Festspiele/Photo Ellinger

Auf Autogrammjagd in Salzburg

Die junge Salzburgerin Betty Steinhart ließ sich noch während des Ersten Weltkrieges 1916 auf das Risiko ein, das Fotostudio Karl Ellingers in der Schwarzstraße mitten in ihrer Heimatstadt zu erwerben. Angefangen hatte sie, wie so viele andere auch, mit Porträtfotografie. Im Jahr 1922 wurde dann ihr Bruder, der Maler Anton Steinhart, Mitinhaber von „Photo Ellinger". Zwei Jahre zuvor war Max Reinhardt mit seinen Festspielen in Salzburg eingezogen und schuf damit für viele Einwohner eine neue Einnahmequelle. Rasch hatte auch Betty Steinhart sich umorientiert und wurde die Fotografin der Festspiele– wenn auch inkognito, denn sie selbst scheint kaum auf. Der Name Ellinger dagegen verband sich fortan untrennbar mit dem schnell wachsenden und immer populärer werdenden Festival.

Die meisten der Fotos wurden zu Pressezwecken gemacht. Die Steinharts inszenierten die Darsteller und Darstellerinnen vor der Kamera in ihren Rollen oder auch privat, machten Bühnenaufnahmen oder waren bei Veranstaltungen außerhalb des Theaterprogramms zugegen. Sie waren gerne gesehene Gäste, wohl auch, weil sie nur solche Fotografien veröffentlichten, die von den Künstlern selbst autorisiert wurden.

Ein lukratives Zubrot war der Verkauf von Fotografien im Postkarten-Format an Liebhaber, Autogrammjäger und Besucher direkt vor Ort. 1927 war Hans Moser als Weber Niklaus Zettel in „Ein Sommernachtstraum" zu sehen. Für Reinhardt war er schon im Theater der Josefstadt, Wien, aufgetreten, der ihn nun nach Salzburg brachte. Die Kritiker, allen voran Felix Salten, verrissen seine Darbietung, empfanden ihn als zu bemüht oder nannten ihn den „Zirkus-Zentral-Zettel". Vielleicht war aber auch jener typisch-schrullige Charakter, der sich hier abzuzeichnen begann, einfach noch zu gewöhnungsbedürftig. Im Lauf der Zeit perfektionierte Moser diesen und machte ihn zu seinem Markenzeichen. Bei „Photo Ellinger" jedenfalls wusste man, wer der heimliche Publikumsliebling war und produzierte gleich mehrere Postkarten-Varianten von Moser in seiner komischen Rolle.

Magdalena Vuković

 

Ausstellung: Tanz der Hände. Tilly Losch und Hedy Pfundmayr in Fotografien 1920–1935, Museum der Moderne Salzburg, Rupertinum, 14. November 2014 – 15. Februar 2015

© Archiv der Salzburger Festspiele/Photo Ellinger



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