Alle: Verlag Robert von der Burg, Durlach: Postsparkasse, Wien, erbaut von Otto Wagner – Vordach des Hauptportals; Aluminiumguss-Eckakroterie; Mittelbau; Direktionsstiege, 1907, Lichtdruck, ungelaufen; Wien Museum

Alle: Verlag Robert von der Burg, Durlach: Postsparkasse, Wien, erbaut von Otto Wagner – Vordach des Hauptportals; Aluminiumguss-Eckakroterie; Mittelbau; Direktionsstiege, 1907, Lichtdruck, ungelaufen; Wien Museum

Alle: Verlag Robert von der Burg, Durlach: Postsparkasse, Wien, erbaut von Otto Wagner – Vordach des Hauptportals; Aluminiumguss-Eckakroterie; Mittelbau; Direktionsstiege, 1907, Lichtdruck, ungelaufen; Wien Museum

Alle: Verlag Robert von der Burg, Durlach: Postsparkasse, Wien, erbaut von Otto Wagner – Vordach des Hauptportals; Aluminiumguss-Eckakroterie; Mittelbau; Direktionsstiege, 1907, Lichtdruck, ungelaufen; Wien Museum

Alle: Verlag Robert von der Burg, Durlach: Postsparkasse, Wien, erbaut von Otto Wagner – Vordach des Hauptportals; Aluminiumguss-Eckakroterie; Mittelbau; Direktionsstiege, 1907, Lichtdruck, ungelaufen; Wien Museum

Otto Wagners moderne Architektur im Medium der Postkarte

Architektur, die den Rahmen einer Postkarte sprengt: Der Fotograf hat sich nahe an den riesigen Bau gestellt, um in steiler Perspektive nicht nur die Ausdehnung des Gebäudes, sondern auch wesentliche Merkmale seiner für die damalige Zeit neuartigen Gestaltung, die ungewöhnliche Materialität und – vermöge der Inschrift – sogar seine Zweckwidmung zu erfassen. Das gläserne Pultdach signalisiert: hier geht es hinein. Eine Fotografie, die keiner Beschriftung mehr bedürfte.

Die Postkarte gehört zu einer Serie von mindestens zehn Ansichten von Otto Wagners Wiener Postsparkasse, die unmittelbar nach der Fertigstellung des Gebäudes 1907 im Verlag Robert von der Burg in Durlach bei Karlsruhe erschienen ist. Der Fotograf ist nicht bekannt. Heute weitgehend vergessen, veröffentlichte der Verlag in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts eine große Zahl von Postkarten(serien) aktueller Bauten und nahm damit ein Phänomen vorweg, das gemeinhin mit der Moderne der Zwischenkriegszeit assoziiert wird: die breitenwirksame Repräsentation zeitgenössischer Architektur im Medium der Ansichtskarte.

Auch wenn Otto Wagner zu den bekanntesten Architekten seiner Zeit zählte, überrascht seine Präsenz im Kontext des Durlacher Verlagshauses dennoch. Soweit bisher bekannt, vertrieb dieser nämlich vor allem Ansichten von Bauten der deutschen Reform- und Heimatschutzbewegung, die im Vergleich zu der sich häufig revolutionär gebärdenden Wiener Moderne gemäßigt, ja mitunter konservativ erscheinen mussten. Nachweisbar sind einzelne Ansichtskarten sowie ganze Serien mit Bauten unter anderem von Hermann Billing (Karlsruhe), Robert Curjel und Karl Moser (Karlsruhe), Ludwig von Hoffmann (Berlin), Emanuel Seidl, Friedrich von Thiersch und Theodor Fischer (alle München). Der einzige Wiener Architekt neben Otto Wagner scheint sein Schüler Josef Hoffmann gewesen zu sein, von dem Ansichten der Villenkolonie auf der Hohen Warte und des Sanatoriums „Westend“ in Purkersdorf (Niederösterreich) bekannt sind. Die Wiener waren in diesem Programm in jedem Fall Außenseiter.

Motivwahl und Bildkomposition der vom Verlag veröffentlichten Fotografien – ihre Urheber bleiben stets ungenannt – weichen von den Darstellungskonventionen herkömmlicher Ansichtskarten ab: nicht auf die bildliche Erfassung des gesamten Bauwerks kam es an, sondern auf bestimmte Aspekte der architektonischen Gestaltung, auf das Fassadenrelief, auf ornamentale Details. Der Verlag wandte sich damit offensichtlich an ein architekturinteressiertes Publikum, das die Aufnahmen angemessen zu deuten wusste.

Die Aufnahmen der Postsparkassen-Serie entsprechen zwar zum Teil dieser Art der Darstellung, wurden jedoch nicht eigens für diesen Zweck aufgenommen, sondern bereits unmittelbar vor der Eröffnung des Gebäudes 1907 im Auftrag Otto Wagners – finden sie sich doch (mit beinahe identischen Ausschnitten) in mehreren vom Architekten herausgegebenen oder gebilligten Publikationen wieder. Das generelle Interesse Wagners an den Möglichkeiten einer den Bau nicht bloß dokumentierenden, sondern auch interpretierenden und gleichsam auf eine visuelle Aussage zuspitzenden Fotografie traf sich an dieser Stelle mit dem Wunsch des Verlags nach „starken“, im Medium der Postkarte wirkungsvollen Bildern.

Andreas Nierhaus, 3. April 2020



Permalink: https://postkarten.bonartes.org/index.php/herausgegriffen-detail/otto-wagners-moderne-architektur-im-medium-der-postkarte.html

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