Karin Walter: Postkarte und Fotografie. Studien zur Massenbild-Produktion (= Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte, Bd. 56), Würzburg: Bayerische Blätter für Volkskunde; München: Bayerisches Nationalmuseum, 1995, 247 S., 33 Abb.

Das Aufkommen und die Verbreitung fotografisch illustrierter Postkarten ab Mitte der 1890er-Jahre werden auf mehreren Ebenen behandelt, wozu gehört: die Begleitung des neuen Bildmediums in der zeitgenössischen Fotopresse, die gesetzlichen Regelungen zum Urheber- und Musterschutz, die verwendeten Verfahren zur Herstellung von Originalabzügen und gedruckten Wiedergaben, die wirtschaftlichen Folgen für das Fotografengewerbe, Motivwahl und -gestaltung im Zuge des zunehmenden Tourismus. Mit zwei zusätzlichen Fallstudien zu einem Postkartenverlag und einer Druckerei empfiehlt sich der Band für einen breiten Leserkreis als Einführung in die Frühzeit. (Timm Starl) – Zum Inhaltsverzeichnis.

Anett Holzheid: Das Medium Postkarte. Eine sprachwissenschaftliche und mediengeschichtliche Studie (= Philologische Studien und Quellen, Bd. 231), Berlin: Erich Schmidt, 2011, 439 S., 195 Abb.

Die Autorin hat etwa 10.000 Postkarten vorwiegend nach linguistischen und kommunikationswissenschaftlichen Gesichtspunkten untersucht. Ob die schriftlichen Äußerungen privat oder geschäftlich erfolgt sind, Grüße oder Glückwünsche versendet wurden, Verliebte oder Vertreter unterschiedlicher sozialer Schichten Mitteilungen kommuniziert haben, werden die Texte hinsichtlich ihrer sprachlichen Ausdrucksformen und historischen Besonderheiten analysiert. Ein eigener Abschnitt widmet sich der illustrierten Postkarte. Der Band liefert nicht nur reichhaltiges Material für Philologen, sondern vor allem auch für Alltagshistoriker, Soziologen und Medienwissenschaftler. (Timm Starl) – Zum Inhaltsverzeichnis.

David Prochaska, Jordana Mendelson (Hg.): Postcards. Ephemeral histories of modernity, University Park (PA): The Pennsylvania State University Press, 2010, 234 S., 196 Abb.

Diese ambitionierte Publikation ist der erste Sammelband, der ausschließlich Aufsätze zum Thema Postkarte vereint. Wertvoll ist die Einführung, die einen Überblick über bisherige Forschungen im amerikanischen Raum gibt und damit einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, die „post card studies“ als ein relevantes Forschungsfeld zu etablieren. Die inhaltlichen Zugänge reichen von Fragen der Darstellung von Stadt und Urbanität auf Postkarten über Repräsentationsweisen des Fremden und kulturell Anderen bis zu Beiträgen, die mediale Aspekte in den Vordergrund rücken (Schnappschüsse, Fotomontage) oder Bild-Text-Beziehungen auf Postkarten thematisieren. Der Band bietet zahlreiche Anregungen für eine methodisch anspruchsvolle Arbeit mit dem Medium. (Eva Tropper) – Zum Inhaltsverzeichnis.

Eva Tropper, Timm Starl (Hg.): Format Postkarte. Illustrierte Korrespondenzen, 1900 bis 1936 (= Beiträge zur Geschichte der Fotografie in Österreich, Bd. 9), mit Beiträgen von Monika Faber, Michael Ponstingl, Timm Starl und Eva Tropper, Ausst.-Kat. Photoinstitut Bonartes (Wien) und GrazMuseum, Wien: new academic press, 2014, 148 S., 129 Abb., beigelegtes Plakat und eine Postkarte im Kuvert

Tänzerinnen und Akrobaten, die per Postkarte für sich die Reklametrommel rührten; ein Kunstfotograf, der das Medium für Abzüge seiner Bilder nutzte; Verlage, die erfolgreiche Motive als Raubkopien zirkulieren ließen: Postkarten waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem wichtigen Bildträger avanciert, der sich zwischen Nischenprodukt und Massenindustrie bewegte. Dass Postkarten zugleich ein vitales Medium der Alltagskommunikation darstellten, das zuweilen tägliche Korrespondenzen dokumentiert, macht die gesellschaftlich weit reichende Relevanz dieser Bilder aus. Diese verschiedenen Einsatzorte dokumentiert vorliegender reich illustrierter Band. – Zum Inhaltsverzeichnis.

Timm Starl, Eva Tropper (Hg.): Identifizieren und Datieren von illustrierten Postkarten, mit einem Beitrag von Herbert Nessler, Wien: new academic press, 2014, 204 S., ca. 200 Abb.
Innerhalb der Bandbreite an illustrierten Formaten, die in Sammlungen, Archiven und Museen lagern, nimmt die Postkarte einen bedeutenden Platz ein. Ihr kulturhistorischer Wert steht heute – nach lang anhaltender Geringschätzung – außer Zweifel. Doch wie lässt sich feststellen, wann Postkarten hergestellt und in Umlauf gebracht worden sind? Wie lässt sich die Herkunft eruieren, lassen sich Verlage und Druckanstalten, Fotografinnen und Fotografen identifizieren? Was sagen uns Stempel, Briefmarken und Tarife? Wenn es darum geht, illustrierte Postkarten historisch einzuordnen, stehen bisher kaum methodische Hilfsmittel zur Verfügung. Identifizieren und Datieren von illustrierten Postkarten ermöglicht erstmals einen Zugang, der verschiedene Wissensformen verknüpft. Der Band gibt Hilfestellungen für die Bestimmung von Bildern, Aufschriften, Vordrucken, Kürzeln, Verlagssignets, aber auch von Mitteilungstexten und postalischen Elementen. – Zum Inhaltsverzeichnis.

Anton Holzer: Die Bewaffnung des Auges. Die drei Zinnen oder eine kleine Geschichte vom Blick auf das Gebirge, Wien: Turia und Kant, 1996, 125 S., 46 Abb.

Obwohl Postkarten nicht im Titel stehen, zählt der Band zu den wichtigen Publikationen zum Thema. Die Lektüre übt in erster Linie einen anderen Blick auf Postkartenbilder ein. Beispielgebend wird die Aufmerksamkeit darauf gelegt, welche Darstellungsmuster und Blickkonventionen über Postkarten popularisiert worden sind und so die Wahrnehmung des Gebirges wesentlich modelliert haben. Der Band steht im Schnittpunkt von Wahrnehmungsgeschichte, Tourismusforschung und politischer Geschichte, insofern die Ansichten der Drei Zinnen im Grenzgebiet von Österreich und Italien auch eine Geschichte nationaler Vereinnahmungen und Ausblendungen erzählen. (Eva Tropper) – Zum Inhaltsverzeichnis.

Karin Almasy, Heinrich Pfandl, Eva Tropper (Hg.): Bildspuren – Sprachspuren. Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie (= Histoire, Bd. 165), Bielefeld: Transcript, 2020, 344 S., 108 Abb.

Als weit verbreitete Kurznachrichtenträger, die um 1900 visuelle und sprachliche Elemente auf neue Weise integrierten, haben Postkarten ein noch kaum erschlossenes Potenzial zur Erforschung mehrsprachiger Kommunikationsräume. Die Beiträger*innen des Bandes nutzen die Vielschichtigkeit dieses Alltagsmediums, um Bild- und Sprachspuren aus der mehrsprachigen Habsburger Monarchie freizulegen. Wie haben Postkarten den öffentlichen Raum visuell und sprachlich mitgestaltet? Wie die Selbst- und Fremdbilder der dort lebenden Menschen geformt? Und was erzählen die konkreten Gebrauchsformen von Postkarten über Austausch und Sprachpraxis? Zum Inhaltsverzeichnis.

Ute Holfelder (Hg. unter Mitarbeit von Sophia Fritzer, Christa Herzog, Barbara Maier): #Ungelaufen. 501 Ansichtskarten aus der Alpen-Adria-Region, Klagenfurt: Heyn, 2022, 128 S., ca. 70 Abb.

Ansichtskarten können viele Geschichten erzählen – selbst dann, wenn sie „ungelaufen“ sind, also nicht versendet wurden. #UNGELAUFEN zeigt in 12 Kapiteln rund 70 historische Ansichtskarten aus einer Sammlung im Besitz der Universitätsbibliothek Klagenfurt, die aus insgesamt 501 „Correspondenzkarten“ der Jahre 1901 bis 1942 mit Motiven aus der Alpen-Adria-Region besteht. Zwei Semester lang beschäftigten sich Studierende des Studiengangs Angewandte Kulturwissenschaft an der Alpen-Adria-Universität mit dieser Sammlung und mit der Geschichte des so erfolgreichen Kommunikationsmittels Postkarte. Aus ihrer Arbeit entstand zunächst die an verschiedenen Orten gezeigte Ausstellung #UNGELAUFEN. 501 Ansichtskarten aus der Alpen-Adria-Region und nun das gleichnamige Buch, das mit kurzen Textbeiträgen auch die vielen Facetten des Mediums thematisiert – von seinen Produktionsbedingungen über die Bildgestaltung und die erstaunliche Vielfalt ihrer Motive bis hin zur Perspektive der potenziellen Empfänger*innen, die sich mit den Grüßen aus „große Welt“ schon einmal eine kleine „Galerie im eigenen Heim“ hängten oder zu Sammler*innen wurden. Zum Inhaltsverzeichnis.

Marcus F. Zelezny: Aviatik in Wiener Neustadt (1909–1912). Geschichte auf Postkarten, Salzburg: Stanger, 2022, 289 S., 639 Abb.
Das Flugfeld von Wiener Neustadt ist die Wiege der österreichischen Aviatik, wo Konstrukteure, Piloten und Pilotinnen die neuesten Flugmaschinen erprobten. Von 1909 bis 1912 erregten sie in spektakulären Wettbewerben, in denen ein Rekord den nächsten ablöste, das öffentliche Interesse. In Scharen reisten das Publikum und Vertreter der Presse nach Wiener Neustadt, nicht nur um erstmals motorisierte Flugzeuge zu bestaunen, sondern auch um einen Blick auf Kaiser, Erzherzöge und die tollkühnen Piloten zu erhaschen. Der Bedarf an Fotografien, die sowohl die Flüge als auch den hohen Besuch zeigten, war riesig, und schnell entwickelte sich ein Bilderkult, der in Fachzeitschriften wie auch Klatschblättern, im Kino, vor allem aber im privaten Bereich mit der illustrierten Postkarte seinen Ausdruck fand. – Zum Inhaltsverzeichnis, Vorwort und Probeseiten.

Wolfgang Till: Alte Postkarten. Sammler-Katalog (= Battenberg-Sammler-Kataloge), Augsburg: Battenberg, 1994, 201 S., 740 Abb.

Nach einführenden Bemerkungen zur Geschichte der illustrierten Postkarte und Ratschlägen für Sammler sowie einer Literaturliste mit über 200 Eintragungen offeriert der Bildteil mehr als 700 Abbildungen mit Beispielen vorwiegend aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Für sämtliche Stücke wird der jeweils geschätzte Marktpreis angeführt. Auch wenn nur wenige Exemplare in Farbe reproduziert sind, leistet der Sammlerkatalog mit der Präsenz einer Vielfalt von Motiven auf grafisch und fotografisch illustrierten Karten einen wertvollen Materialbeitrag zur Bildgeschichte innerhalb eines populären Mediums. (Timm Starl)

Clément Chéroux, Ute Eskildsen: Frankierte Fantastereien. Das Spielerische der Fotografie im Medium der Postkarte. Aus den Postkartensammlungen Gérard Lévy, Peter Weiss, Ausst.-Kat. Fotomuseum Winterthur, Jeu de Paume (Paris), Museum Folkwang (Essen), Göttingen: Steidl, 2007, 215 S., 345 Abb.

Manche fotografischen Darstellungsformen, die nach dem Ersten Weltkrieg von Künstlern praktiziert worden sind, haben bereits davor auf illustrierten Postkarten Verwendung und entsprechend massenhafte Verbreitung gefunden. Vor allem Fotomontagen und Collagen sowie Doppelgängeraufnahmen sind schon in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts für Werbe- und Scherzkarten genutzt worden. Wenn auch nicht der kulturgeschichtliche Hintergrund hinterfragt wird, eröffnet die Publikation gleichwohl vielfältiges Anschauungsmaterial, das ein frühes Bildbedürfnis breiter Kreise an solchen Kreationen deutlich macht. (Timm Starl) – Zum Inhaltsverzeichnis.

Wien Museum Magazin – Beiträge zur Ausstellung Großstadt im Kleinformat. Die Wiener Ansichtskarte  im MUSA (Wien) vom 4. Mai bis 24. September 2023, Kurator und Herausgeber: Sándor Békési

Die Ausstellung unternahm erstmals den Versuch, die Geschichte der Ansichtskarte am Beispiel Wiens von ihren Vorläufern bis heute umfassend darzustellen. Der Fokus lag dabei auf der topografischen Postkarte, auf Abbildungen und Interpretationen der Stadt, ihrer Straßen, Plätze und Gebäude, aber auch wichtiger Ereignisse im öffentlichen Raum. 17 Beiträge von elf Autor:innen thematisieren die spezifischen medialen Eigenschaften und Entstehungsbedingungen der Ansichtskarte – als Kommunikations- und Werbemittel, als Sammelobjekt und Kunstform. Wer hat sie wie produziert? Auf welche Weise repräsentiert sie die Stadt zwischen Alt und Neu, zwischen Zentrum und Peripherie? Welche Ansätze gibt es heute, sie neu zu adaptieren? Nicht zuletzt wird der Frage nachgegangen, wie dieses traditionelle analoge Medium in den elektronischen Medien der Gegenwart fortwirkt. – Zum Inhaltsverzeichnis: https://magazin.wienmuseum.at/tag/grossstadt-im-kleinformat